2. Internationaler Tag der Patientensicherheit am 17. September 2016: Medikationsfehler gemeinsam vermeiden

Von leichten Gesundheitsstörungen über schwere Erkrankungen bis hin zum Tod: Fehler bei der Medikamentengabe können viele – und teilweise gravierende – Folgen haben. Der „2. Internationale Tag der Patientensicherheit“ am 17. September 2016 will deshalb unter dem Motto „Gemeinsam Medikationsfehler vermeiden" mehr Bewusstsein für die Risiken bei der Anwendung von Medikamenten schaffen. Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe hat den Aktionstag unter seine Schirmherrschaft gestellt.

Der Aktionstag soll nicht nur den Blick für Medikationssicherheit schärfen und die Gesundheitseinrichtungen dazu anregen, sich auszutauschen, sondern auch die Diskussion darüber anregen, welche Schwierigkeiten es im Rahmen der medizinischen und pflegerischen Versorgung gibt, eine gute Medikationssicherheit zu gewährleisten. Sind etwa Ärzte oder Pfleger nicht ausreichend für Arzneimittelrisiken sensibilisiert oder haben zu wenig Zeit für eine adäquate Patientenversorgung, kann dies zu Fehlern bei der Medikamentenversorgung führen. Beispiele zur Medikamentensicherheit, die im Klinikum Landkreis Erding genau im Blick behalten werden, sind unter anderem:

Fehlende Informationen zu Medikamenten bei Aufnahme:Im Rahmen einer Notfallaufnahme kommt es regelhaft vor, dass Patienten und/oder auch die begleitenden Angehörigen keine adäquate Auskunft zur bereits vorliegenden Medikation geben können. Von Patienten, die bereits in der Klinik behandelt wurden, kann sofort die während des letzten Aufenthaltes empfohlene Entlassmedikation elektronisch aus dem Krankenhausinformationssystem abgerufen werden.
Entsprechend einer Vereinbarung zwischen der Bundesärztekammer (BÄK) und dem Deutschen Apothekerverband (DAV) haben Patienten ab dem 1. Oktober 2016 Anspruch auf einen vom behandelnden Arzt erstellten Medikamentenplan (Medikationsplan), wenn sie mindestens drei verordnete Arzneimittel gleichzeitig anwenden.

Fehler durch Medikamenteninkompatibilität: Dadurch, dass das Klinikum Landkreis Erding wie alle Krankenhäuser dieser Größe nicht über eine eigene Krankenhausapotheke verfügt, stehen spezielle Medikamente sowie ein beratender Apotheker nicht immer sofort zur Verfügung. Entsprechend wird darauf geachtet, die Zusammenarbeit und Kommunikation mit der beliefernden Apotheke reibungslos zu gestalten.
Zur Vermeidung möglicher Medikamenteninkompatibilitäten hat das Klinikum Erding mit der Einführung einer digitalen Patientenakte zudem einen wichtigen Schritt in Richtung noch höherer Patientensicherheit getan. Bei der elektronischen Anordnung der Medikation durch den Arzt wird dieser von dem Expertensystem im Computer sofort auf eine mögliche Inkompatibilität mittels einer Warnmeldung hingewiesen.

Fehler beim Herrichten der Medikamente: Durch Unruhe im Raum und dadurch mangelnde Konzentration oder aber mangelnde Kenntnisse kann es zu Fehlern beim Herrichten der Medikamente kommen. Im Klinikum Landkreis Erding gibt es daher abschließbare Medikamentenzimmer, in denen die Mitarbeiter in Ruhe arbeiten können; hergerichtet werden die Medikamente darüber hinaus nur durch das Pflegefachpersonal, das entsprechend geschult ist. Ergänzend dazu wurden in Abstimmung mit den verantwortlichen Ärzten schriftliche Regelungen (Standards) definiert, die beispielsweise die Lagerhaltung, die Zubereitung und Applikation spezifischer Medikamente sicherstellt.

Weitere Informationen des Aktionsbündnisses Patientensicherheit e.V. (APS)
Etwa fünf Prozent aller Einweisungen in Krankenhäuser sind Folge inkorrekter Medikamenteneinnahme. Bei etwa zwei Prozent dieser Patienten verlaufen die sogenannten unerwünschten Arzneimittelwirkungen (UAWs) tödlich. Gerade bei älteren Menschen, die oft krankheitsbedingt mehrere Medikamente parallel einnehmen, treten Fehler häufiger auf, so das APS. Sie bestehen beispielsweise darin, dass die verschiedenen, gleichzeitig eingenommenen Arzneimittel eine ungünstige Wechselwirkung haben. Diese kann Nebenwirkungen auslösen, die dem Patienten schaden. Hinzu kommt, dass sich der Stoffwechsel mit dem Alter verändert. Dies kann Wirkung und Verträglichkeit von Medikamenten beeinflussen. Aufgrund des demografischen Wandels wird das Problem zukünftig immer mehr Menschen betreffen. „Auch das deutsche Gesundheitssystem ist davon betroffen, denn durch eine falsche Medikation können hohe Folgekosten entstehen“, gibt Hedwig François-Kettner, 1. Vorsitzende des APS, zu bedenken. „Fehler bei der Medikamentengabe sind leider nicht immer vermeidbar. Aber wenn alle zusammenarbeiten, können wir vielen Patientenschäden vorbeugen.“

Das APS unterstützt den Aktionstag auf regionaler Ebene mit Informationsmaterialien. Auch das Bundesministerium für Gesundheit (BMG), die Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände e.V. (ABDA), die Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft (AkdÄ), die Bundesarbeitsgemeinschaft SELBSTHILFE von Menschen mit Behinderung und chronischer Erkrankung und ihren Angehörigen e.V. (BAG Selbsthilfe), die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) und der Bundesverband Deutscher Krankenhausapotheker e.V. (ADKA) und das Institut für Patientensicherheit der Universitätsklinik in Bonn (IfPS) sind in Deutschland Unterstützer und Förderer des Aktionstages. In Österreich ruft die Plattform Patientensicherheit und in der Schweiz die Stiftung für Patientensicherheit zu dem Aktionstag auf.

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