Jahresabschluss des Klinikums Landkreis Erding: Defizit weiter verringert

In der Julisitzung des Verwaltungsrats hat das Klinikum Landkreis Erding seinen Jahresabschluss 2015 vorgelegt. Das erfreuliche Ergebnis: das Defizit konnte im Jahr 2015 weiter verringert werden.

Der vom Vorstand vorgelegte und vom Wirtschaftsprüfer testierte Jahresabschluss wurde vom Verwaltungsrat des Kommunalunternehmens einstimmig bestätigt. Erfreulicherweise fiel das Defizit im Jahr 2015 mit -1,29 Millionen deutlich geringer aus als im Vorjahr, als das Defizit noch -1,95 Millionen betrug; damit blieb der Jahresfehlbetrag auch deutlich unter dem im  Wirtschaftsplan für 2015 vorgesehenem Wert von -1,796 Millionen.

Landrat und Verwaltungsratschef Martin Bayerstorfer freut sich, dass das Klinikum Landkreis Erding sein Defizit weiter reduzieren konnte. „Der eingeschlagene Kurs einer Gesundung mit Augenmaß ist wirksam. Eine kurzfristige Ergebnisverbesserung mittels drastischer Kostensenkungen wäre der falsche Weg. Wichtig war und ist für mich, dass wir auch in Zukunft ein leistungsfähiges Klinikum Landkreis Erding haben, das die Bevölkerung auf hohem Niveau medizinisch versorgen kann.“ Vorstand Sándor Mohácsi freut insbesondere, dass die stationäre Patientenversorgung, die den Kern des Versorgungsauftrages eines öffentlichen Krankenhauses darstellt, inzwischen das dritte Jahr in Folge für sich alleine betrachtet ein positives Ergebnis aufweist. „Die im Sommer 2011 beschlossene Wachstumsstrategie zur wirtschaftlichen Gesundung trägt weiter Früchte; trotz jährlich wechselnder gesundheitspolitischer Rahmenbedingungen bin ich optimistisch, dass eine weitere wirtschaftliche Gesundung möglich ist. Wir haben die Weichen, unter anderem mit zahlreichen, nicht geförderten, d.h. aus Eigenmitteln finanzierten, Investitionen richtig gestellt.“ Dabei sieht er sich noch lange nicht am Ziel: „Natürlich ist ein Krankenhaus, das primär auch eine Grund- und Regelversorgung der Bevölkerung sicherstellen muss, in unserem Verständnis kein normales Wirtschaftsunternehmen, das einen Gewinn erzielen muss. Auf Dauer auf Defizitausgleiche des Trägers angewiesen zu sein ist aber alles andere als befriedigend. Daher werden wir unsere Organisation und insbesondere die Weise, wie wir alle im Krankenhaus zusammenarbeiten, weiter verbessern, um die Qualität der Patientenversorgung und die Wirtschaftlichkeit weiter zu erhöhen.“ Und er fügt an: „Dabei schließen sich Qualität und Wirtschaftlichkeit keineswegs aus; nein, sie bedingen sich sogar gegenseitig.“

Das Jahr 2015 in Zahlen:
• Ergebnis: -1,29 Mio. Euro (Vorjahr: -1,95 Mio. Euro)
• Patienten stationär: 16.545 (Vorjahr: 16.418)
• Patienten ambulant (Notaufnahme und ambulanter OP): 16.059 (Vorjahr: 16.222)
• Case Mix Punkte: 15.682 (Vorjahr: 15.184)
• Personal Köpfe (inkl. Schüler, zum 31.12.2015): 1.000 (Vorjahr: 968)
• Personal Vollkräfte (inkl. Schüler, im Jahresschnitt): 636,3 (Vorjahr: 623,0)

Prof. Konrad und Prof. Riepl weiterhin Ärztlicher Direktor und stellvertretender Ärztlicher Direktor:
Zudem hat der Verwaltungsrat in seiner Julisitzung auf Vorschlag des Vorstandes Prof. Dr. Gerhard Konrad und Prof. Dr. Rudolf Riepl in ihren Ämtern als Ärztlicher Direktor bzw. stellvertretender Ärztlicher Direktor für weitere zwei Jahre bestätigt.

Highlights des Jahres 2015:

Neuer Chefarzt Anästhesie und Intensivmedizin am Klinikum Landkreis Erding
Mit PD Dr. Thomas Edrich hat ein auch international sehr erfahrener Arzt die Leitung der Anästhesie und Intensivmedizin im Klinikum Erding übernommen. Als Deutsch-Amerikaner hat PD Dr. Edrich eine Ausbildung sowohl in Deutschland als auch den USA absolviert. Er wuchs in den USA auf und schloss zunächst ein Studium der Elektrotechnik an der University of Colorado ab bevor er sich doch noch für ein Medizinstudium entschied, welches er in München an der Ludwigs-Maximilian-Universität absolvierte. Im Anschluss war er als Assistenzarzt auf der neurologischen Intensivstation in Großhadern tätig, bevor er in die USA zurückkehrte, wo er in Houston, Texas, und am Brigham and Women’s Hospital an der Harvard University tätig war. Dort erhielt er seine Ausbildung zum Anästhesisten, wurde Oberarzt und schließlich auch Assistant Professor an der Harvard Medical School. Nach 14 Jahren in den USA kehrte PD Dr. Edrich 2014 mit seiner Familie nach Europa zurück und übernahm zunächst die Position eines Leitenden Oberarztes am Landeskrankenhaus Salzburg, bevor er nach Erding wechselte. Zahlreiche weitere Qualifikationen zeichnen ihn als Anästhesisten aus: so verfügt er beispielsweise sowohl über die deutschen als auch die europäischen Zusatzbezeichnungen Intensivmedizin und Notfallmedizin, ebenso wie über die Zusatzausbildungen in Herz- und Thorax-Anästhesie.

Erfolgreiche Re-Zertifizierungen der Zentralen Sterilgutversorgung-Abteilung und des regionalen Trauma-Zentrums
Im Februar 2015 standen zwei wichtige Überwachungs-Audits im Klinikum Landkreis Erding an. Dabei wurden sowohl das Traumazentrum in der Unfallchirurgie als auch die Zentrale Sterilgutversorgungsabteilung einschließlich der Endoskopieabteilungen des Hauses erfolgreich re-zertifiziert. Dieser hohe Qualitätsstandard kommt nicht nur den Patienten der Klinik zugute, sondern auch niedergelassenen Ärzten des Landkreises und benachbarten Krankenhäusern. Die ZSVA  verfügt über die Kapazität und die Berechtigung, auch für externe Einrichtungen Medizinprodukte aufzubereiten. Die im Jahr 2006 durchgeführte Sanierung erfolgte aufgrund erhöhter Anforderungen im Bereich der Hygiene, die in spezifischen Gesetzen, Normen und Richtlinien verankert sind. Für die gesamte Maßnahme, die damals drei Monate dauerte, wurden rund 1 Million Euro investiert.

Die Erstzertifizierung des Traumazentrums, das ein Teil des Traumanetzwerks München-Oberbayern Nord ist, erfolgte im Jahr 2012. In dem Traumanetzwerk haben sich 20 Kliniken zusammengeschlossen, um die schnelle Versorgung von Schwerverletzten rund um die Uhr an 365 Tagen im Jahr sicherzustellen. Alle Kliniken, die am Traumanetzwerk München-Oberbayern Nord beteiligt sind, werden nach den Vorgaben der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU) zertifiziert. Dazu gehört, dass sämtliche beteiligten Ärzte und Pflegepersonal geschult werden, um eine durchgängige Qualität der Behandlung zu gewährleisten. Die überregionalen Zentren des Netzwerks garantieren eine Patientenaufnahme zu jeder Tages- und Nachtzeit. Darüber hinaus überprüft ein unabhängiges Institut alle Kliniken, ob sie die personellen und gerätetechnischen Voraussetzungen erfüllen. Die Zusammenarbeit der beteiligten Kliniken beinhaltet zudem regelmäßige Treffen der teilnehmenden Kliniken, bei denen etwa die Verlegungspolitik so abgestimmt wird, dass Patienten die für ihre Situation optimale Versorgung erhalten. Zusätzlich werden bei internen Qualitätssicherungstreffen Maßnahmen zur Fehlervermeidung und kontinuierlichen Verbesserung festgelegt. Untersuchungen aus verschiedenen Branchen haben gezeigt, dass die Qualität derartig komplexer Abläufe wie der schnellen und adäquaten unfallchirurgischen Versorgung von der Organisationsstruktur abhängt. Je höher der Organisationsgrad und je besser die Vorbereitung der einzelnen Schritte, desto schneller erhält der Patient die optimale Versorgung. Um sicherzustellen, dass Schwerstverletzte unabhängig von Ort und Zeit eines Unfalls nach den gleichen hohen Qualitätsstandards behandelt werden, hat die DGU die Bildung von regionalen Traumanetzwerken initiiert. Das Traumanetzwerk München-Oberbayern Nord ist eines von sieben solchen Netzwerken in Bayern.

Innovation in Lehre und Beruf
Das Projekt Lernstation ist war auch im Jahr 2015 ein voller Erfolg der Berufsfachschule für Krankenpflege. 2013 erstmalig durchgeführt, war die Resonanz unter den Schülern so gut, dass das Projekt inzwischen als fester Bestandteil des Lehrplans eingerichtet wurde und zweimal jährlich durchgeführt wird – im März und im November. Unterstützt von Fachkräften können die Auszubildenden der Berufsfachschule für Krankenpflege bei diesem Projekt für wenige Wochen den Ablauf einer Teilstation selbst organisieren.

Die Rückmeldungen waren hervorragend: sowohl die Schüler und Lehrkräfte als auch die übrigen Mitarbeiter des Klinikums und nicht zuletzt die Patienten waren von dem Schulprojekt ausnahmslos positiv beeindruckt. Vom 07. bis 22. März 2015 leiten die Schülerinnen und Schüler in ihrem letzten Ausbildungsjahr an der Berufsfachschule für Krankenpflege erneut in Eigenregie eine Teilstation. Unterstützt werden sie dabei insbesondere von zentralen Praxisanleitern des Hauses, aber auch von Mitarbeitern aller Professionen sowie den Lehrern der hauseigenen Berufsfachschulen. Ein halbes Jahr lang haben sich die Auszubildenden im Vorfeld intensiv mit dem Projekt „Lernstation“ auseinandergesetzt und die praktische Umsetzung geplant. Unter anderem organisieren sie die Station im Hinblick auf Stationsablauf, Schichtleitung u.v.m. eigenständig und entwerfen selbstständig ihren Dienstplan für diesen Zeitraum.

Hinsichtlich der medizinischen und therapeutischen Behandlung unterscheidet sich die Lernstation nicht von anderen Stationen. Die Auszubildenden erhalten jederzeit Unterstützung von Pflegefachkräften, die rund um die Uhr beratend zur Seite stehen. Zudem wird für die Lernstation nur ein Teilbereich einer Station im Klinikum Erding genutzt, während der Ablauf des übrigen Bereichs davon unberührt bleibt; die Teilnahme für Patienten ist freiwillig. So verbindet sich die optimale Versorgung der teilnehmenden Patienten mit optimalen Lernmöglichkeiten der Auszubildenden zu einem innovativen und zukunftsweisenden Projekt einer modernen Berufsausbildung.

Etablierung eines Gesundheitszentrums in Taufkirchen (Vils)
Über die künftige Sicherung der ärztlichen Versorgung der Bevölkerung in der Gemeinde Taufkirchen macht Bürgermeister Franz Hofstetter sich schon seit Jahren Gedanken. Bereits im Jahr 2012 hatte er sich mit diesem Anliegen an den Vorstand des Klinikums gewandt. Allerdings standen damals weder Räumlichkeiten noch rechtliche Möglichkeiten für eine ärztliche Versorgung durch Krankenhausärzte zur Verfügung. Anfang 2015 konnte ein entscheidender Durchbruch erzielt werden. Im Rahmen eines städtebaulichen Wettbewerbs wird in der Ortsmitte von Taufkirchen ein Neubau entstehen. Bauherr ist die Kreis- und Stadtsparkasse Erding – Dorfen. So entstehen im Rahmen dieses städtebaulichen Entwicklungsprogramms geeignete Räumlichkeiten in zentraler Lage in Taufkirchen für ein Gesundheitszentrum mit Praxen niedergelassener Ärzte und einer Portalpraxis des Klinikums. Der Verwaltungsrat des Klinikums Landkreis Erding hat in seiner Märzsitzung dem Vorstand den Auftrag erteilt, die Gemeinde Taufkirchen bei der Realisierung dieses Projekts zu unterstützen. Das geplante Konzept soll in enger Kooperation mit den niedergelassenen Ärzten in Taufkirchen umgesetzt und vom Kommunalunternehmen Klinikum Landkreis Erding als Partner aktiv begleitet werden. Dadurch soll ein Stück weit die fehlende fachärztliche Versorgung in der Gemeinde sichergestellt werden.

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