Harnblasenkrebs / Tumore der Harnblase oder Harnblasenkarzinom
Tumoren in der Harnblase fallen oftmals durch Blut im Urin auf. Es bestehen hier meist keine Schmerzen, sodass von einer schmerzlosen Hämaturie gesprochen wird. Ca. 85% der Harnblasengeschwulste sind allerdings bösartig (Harnblasenkarzinom / Blasenkrebs).
Das Harnblasenkarzinom ist der zweithäufigste Urogenitaltumor. Bezogen auf die Neuerkrankungsrate liegt der Blasenkrebs bei Männern an 5. und bei Frauen an 11. Stelle der Krebsstatistik. Durchschnittsalter bei Diagnose 65 J, weniger als 1 % der Harnblasenkarzinome treten bei Patienten unter 40 J auf. 70 % der Patienten haben bei Erstfeststellung einen oberflächlichen Harnblasenkrebs, bei 30 % wächst der Tumor bereits in die Harnblasenmuskulatur ein.
TNM-Stadien des Urothelkarzinoms der Harnblase
- Rauchen (drei- bis vierfache Risikoerhöhung)
- Berufliche Exposition: Gefährdende Berufe Chemieindustrie, Lackierer, Gummiverarbeitung, Stahlindustrie, Automechaniker, Lederindustrie und Zahntechniker. Identifizierte Schadstoffe sind Benzidin, Naphthylamin, Aminodiphenyl, aromatische Amine, Dieselabgase, Carbon black. Das Harnblasenkarzinom ist eine anerkannte Berufserkrankung bei entsprechender zeitlicher Giftexposition.
- Genetik, Chromosomenveränderungen, FGF-Rezeptormutationen
- Eine gesunde Ernährung mit viel Gemüse und Früchten (z.B. Mittelmeerdiät) senkt das Risiko
Diagnostik
Die Blasenspiegelung (Cystoskopie) ist die wichtigste Untersuchung für die Diagnose des Harnblasentumors. Da die oben beschriebene schmerzlose Hämaturie das häufigste Symptom eines bösartigen Blasentumors ist, sollte diese immer mittels Blasenspiegelung abgeklärt werden. Natürlich bedeutet Blut im Urin nicht, dass man Blasenkrebs hat. Ein solcher sollte aber durch eine Blasenspiegelung sicher ausgeschlossen werden.
Zusätzlich sollte eine Ultraschalluntersuchung der Nieren durchgeführt werden. Eine Computertomographie (CT) oder Magnetresonanztomographie (MRT) gehört zur weiteren Umgebungsdiagnostik bei fortgeschrittenen Tumoren.
Zusätzlich wird an unserer Klinik bei entsprechender Indikation die sogenannte photodynamische Diagnostik (PDD) angewendet. Hierbei wird vor der Operation über einen Katheter eine Substanz in die Harnblase gegeben, welche in Tumorgewebe bevorzugt angereichert wird. Diese Anreicherung kann durch blaues Licht zur Fluoreszenz angeregt werden. Somit können vor allem flächige Hochrisikotumore (Carcinoma in situ), welche in der herkömmlichen Weißlicht-Cystoskopie nicht oder kaum auffallen, vermehrt entdeckt werden.
Papillärer Blasentumor im herkömmlichen Licht (Weißlicht)
derselbe papilläre Blasentumor in der photodynamischen diagnostik / PDD („Blaulicht“)
Flach wachsendes sogenanntes Carcinoma in situ im konventionellen Weißlicht
Flach wachsendes Carzinoma in situ in der photodynamischen Diagnostik (PDD), jetzt deutlich erkennbar
Therapie
In unserer Klinik erfolgt vor jeder großen Operation ein ausführliches Beratungsgespräch, zusätzlich zur eigentlichen Operationaufklärung.
Je nach Befund ist es unter Umständen notwendig vor der geplanten Operation eine Chemotherapie durchzuführen. Diese kann ebenfalls, in enger Zusammenarbeit mit den anderen Fachabteilungen des Klinikums in unserer Abteilung stationär durchgeführt werden.
Bei der transurethralen Resektion des Harnblasentumors (TUR-Blase) wird in Narkose eine Blasenspiegelung durchgeführt und dann der Tumor mittels elektrischer Schlinge (monopolar oder bipolar) durch die Harnröhre abgetragen und entfernt. Des Weiteren bieten wir die Möglichkeit größere Tumore am einem Stück (en bloc) entfernen zu können.
Nach Blutstillung wird ein Harnblasenkatheter eingelegt. Bereits nach 2 Tagen kann dieser in aller Regel entfernt werden und der Patient kann die Klinik wieder verlassen. Das Gewebeergebnis (Histologie) und das weitere Vorgehen werden dann mit dem niedergelassenen, weiterbehandelnden Urologen besprochen.
Transurethrale Resektion/TUR
Bei fortgeschrittenen Tumoren, welche bereits in die Harnblasenmuskulatur und/oder Umgebungsgewebe eingewachsen sind, sollte die komplette Harnblase (radikale Zystektomie) entfernt werden. Beim Mann wird im Rahmen dieser Operation immer auch die Prostatadrüse mit Samenblasen, bei der Frau die Gebärmutter und Teile der Scheidenwand mitentfernt. Zusätzlich erfolgt die Entfernung der Lymphknoten im Beckenraum, auch Pelvine Lymphadenektomie genannt.
Die Harnableitung erfolgt, wenn möglich und sinnvoll, über die Rekonstruktion einer neuen Blase (Ileumneoblase) aus Dünndarm. Dies ermöglicht ein Wasserlassen auf natürlichem Wege. Diese Art der Harnableitung ist sowohl für Männer als auch für Frauen geeignet. Dabei wird ein längerer Anteil des Dünndarmes (terminales Ileum) ausgeschaltet und zur Ersatzblase umgeformt. In diese Ersatzblase werden dann die Harnleiter jeweils rechts und links eingepflanzt.
Ileum-Ersatz-Blase (schematisch)
Sollte die Rekonstruktion einer Neoblase nicht in Frage kommen, wird meist eine inkontinente Harnableitung durchgeführt. Hierbei werden beide Harnleiter in ein ausgeschaltetes Stück Dünndarm eingenäht und dieses in die Bauchwand eingenäht (Ileumconduit). Der Urin fließt dann in einen auf den Bauch geklebten Beutel.
Ileum-Conduit (schematisch)
Neben diesen beiden bei uns regelhaft angewendeten Verfahren gibt es noch weitere Verfahren der Harnableitung die in speziellen Situationen durchgeführt werden (katheterisierbarer Pouch, Harnleiter-Haut-Fistel, etc.). Die Entscheidung über das für Sie am besten geeignete Verfahren erfolgt gemeinsam in enger Abstimmung mit Ihnen und Ihrem niedergelassenen Urologen.