Krankheitsbilder in der Kinderurologie

Hypospadie

Bei der Hypospadie liegt die Harnröhrenmündung nicht an der Spitze, sondern an der Unterseite der Eichel, im Sulcus coronarius, des Penis oder des Hodensacks. In manchen Fällen besteht zusätzlich eine Verkrümmung des Penis durch Narbenzug. Im Rahmen dieser „Fehlbildung“ entsteht eine sogenannte „Vorhautschürze“. Das heißt die Vorhaut ist nicht vollständig geschlossen, sondern an der Unterseite offen. Die Häufigkeit liegt bei etwa 1–8/1000 Geburten und ist zunehmend.

Bei leicht ausgeprägten Fällen ist eine operative Korrektur nicht zwingend erforderlich, kann aber in Erwägung gezogen werden, um Probleme in der Entwicklung und Psyche zu vermeiden. Eine begleitende Penisverkrümmung sollte in jedem Fall behandelt werden.

Phimose

Bei der Vorhautverengung ist es nicht möglich die Vorhaut zurückzustreifen. Bei Säuglingen ist eine Verklebung der Vorhautblätter normal. Diese Verklebungen lösen sich mit zunehmendem Alter meist von alleine. Die Häufigkeit der echten Phimose liegt bei 8 % der 6-jährigen und 1 % bei 16-jährigen.

Behandlung:
Bei leichtgradigen Befunden und/oder ausgeprägten Bedenken gegen eine Beschneidung kann als erste Maßnahme eine Therapie mit einer niedrig dosierten Kortisonsalbe durchgeführt werden. Oft führt dies zu einem vorübergehenden Erfolg. Die Rückfallquote ist allerdings relativ hoch.

Bei wiederkehrenden Harnwegsinfekten, lokalen Entzündungen (Balanitis) oder einer Behinderung des Wasserlassens durch die Phimose sollte die Ursache der Probleme rasch beseitigt werden. In diesen Fällen erfolgt eine operative Entfernung der Vorhaut. Dabei handelt es sich um einen Eingriff in Vollnarkose, der in unserer Klinik ambulant durchgeführt werden kann.

Vesikouretraler /renaler Reflux

Beim vesikoureteralen Reflux handelt es sich um einen krankhaften Rückfluss von Urin zur Niere beim Wasserlassen und/oder voller Harnblase. Dieser Rückfluss entsteht durch eine Fehleinmündung des Harnleiters in die Blase, die den normalerweise gut funktionierenden Ventilmechanismus außer Funktion setzt, der dies normalerweise verhindert.

Je nach Schweregrad kann der Urin entweder nur in den Harnleiter oder sogar bis zur Niere zurücksteigen und dort das Nierenhohlsystem erweitern. Dies kann zu Nierenbeckenentzündungen führen. Nicht nur bei Kleinkindern führen diese Entzündungen zu Narben in der Niere. Das kann nach vielen abgelaufenen Entzündungen zu einer Verschlechterung der Nierenfunktion führen oder durch Störung der Blutdruckregulation zu Problemen in zukünftigen Schwangerschaften.

Wenn keine Harnwegsinfekte auftreten, kann eine spontane Besserung durch das Größenwachstum abgewartet werden.

Wenn behandelt werden muss, gibt es verschiedene Möglichkeiten, die von einer vorbeugenden antibiotischen Dauerbehandlung (antibiotischen Prophylaxe) über eine Unterspritzung der Harnleitermündung im Rahmen einer Blasenspiegelung bis zur operativen Korrektur der Harnleitermündung (Harnleiterneueinpflanzung) reichen.

Subpelvine Harnleiterstenose

Bei dieser Erkrankung ist der Übergang vom Nierenbecken zum Harnleiter verengt. Ursache ist in vielen Fällen ein zusätzliches Nierengefäß, welches den Harnleiter kreuzt.

Bei Beschwerdefreiheit und guter Nierenfunktion muss keine Behandlung erfolgen.

Wenn Beschwerden auftreten und / oder die Nierenfunktion schlechter wird, dann sollte die Engstelle durch eine Operation beseitigt werden. Mittlerweile wird dieser Eingriff routinemäßig auch bei Kindern minimalinvasiv durchgeführt. Lediglich bei sehr kleinen Kindern wird die Operation über einen kleinen Schnitt durchgeführt.

Hodenhochstand

Durch vermutlich hormonelle Fehlregulationen während der Schwangerschaft bleibt das normalerweise bis zur Geburt abgeschlossene Tiefertreten des Hodens aus. Die Organanlage des Hodens geschieht beim männlichen Fötus in etwa auf Höhe der Nieren. Daraus erklären sich dann die möglichen Fehllagen des Hodens, die vom Bauchhoden bis zum harmlosen sogenannten Pendelhoden reichen kann.

Um eine Schädigung des Hodens zu verhindern (Unfruchtbarkeit, erhöhtes Risiko für die Ausbildung von Hodenkrebs) sollte nach den aktuellen Leitlinien bis zum Ende des 1. Lebensjahres der Hoden im Hodensack zu liegen kommen.

Der Eingriff kann bei Kindern über 1 Jahr ambulant erfolgen, jüngere Kinder sollten eine Nacht zur Überwachung in der Klinik bleiben.